Im Juni tagte der 3. Deutsch-Polnische Bahngipfel in Potsdam. Trägt er im Unterschied zu den vorherigen Treffen dieses Mal zum Ausbau der Zugverbindungen zwischen Deutschland und Polen bei? Nach mehrstündigen Beratungen gaben sich die Vertreter*innen beider Regierungen und der Kommunen optimistisch.
Dietmar Woidke, Koordinator der deutsch-polnischen zwischengesellschaftlichen und grenznahen Zusammenarbeit der Bundesregierung, erklärte, die Länder Berlin und Brandenburg hätten mit der Deutschen Bahn (DB) und dem Bundesverkehrsministerium eine Absichtserklärung unterzeichnet, in der die Finanzierung des zweigleisigen Ausbaus und der Elektrifizierung der gesamten Bahnstrecke Berlin-Stettin zugesagt wird.
„Das ist ein Meilenstein für die europäische Metropolenregion. Jetzt muss zügig geplant und umgesetzt werden“, sagte der brandenburgische Ministerpräsident.
Aus früheren Ankündigungen geht hervor, dass der zweigleisige Ausbau der ganzen Bahnstrecke bis 2023 abgeschlossen sein soll. Da gegenwärtig nur ein Teil der Strecke Berlin-Stettin zweigleisig ist, sind die Reisenden erheblich länger unterwegs. Einen Engpass bildet immer noch der Streckenabschnitt zwischen Angermünde und der polnischen Grenze.
Brandenburg und Berlin haben sich jetzt bereit erklärt, sich an den Kosten für den Ausbau, die auf 100 Millionen geschätzt werden, zu beteiligen. Die deutsche Seite hofft auch auf EU-Mittel.
Das ist aber nicht die einzige gute Nachricht für die Reisenden zwischen Deutschland und Polen. Woidke kündigte an, auch die reguläre Intercity-Verbindung zwischen Berlin und Krakau via Breslau, die im Jahr 2014 liquidiert wurde, werde bis Ende des Jahres erneuert.
Renata Szczęch, Deutschland-Koordinatorin der polnischen Regierung ergänzte, es sei geplant, diese Strecke sogar bis nach Przemyśl zu verlängern. „So käme es zu einer Verbindung zwischen Berlin und der polnischen Ostgrenze, d.h. der Grenze des Schengen-Raums. Das wird die Reisenden freuen.“
Szczęch versicherte den Journalist*innen, die Zugverbindung zwischen Berlin und Warschau werde über erneuerte Gleise führen und mit modernem Fahrzeugpark ausgestattet. Es sei zu erwarten, dass die Fahrtzeit zwischen den Hauptstädten dann weniger als 5 Stunden betragen werde. Zur Zeit dauert die Reise 6 Stunden und 30 Minuten. Auch die Anzahl der Zugverbindungen soll erhöht werden.
Der seit 2016 zwischen Berlin und Breslau verkehrende „Kulturzug“, ursprünglich eingerichtet für die Zeit, in der Breslau „Kulturhauptstadt Europas“ war, wird zumindest noch im Jahr 2019 weiter verkehren. Das vereinbarten beide Seiten. „Dieser Zug ersetzt keine regulären Verbindungen, sondern ist eine großartige Ergänzung und trägt zur Annäherung beider Länder bei“, so Woidke.
Noch in der Planungsphase steckt das Vorhaben zum Bau zweier neuer Eisenbahnbrücken auf der Strecke Berlin – Küstrin, Kostrzyn. Ein Journalist der Märkischen Oderzeitung (MOZ) kommentierte, Woidke habe zum ersten Mal über die Möglichkeit gesprochen, die sogenannte „Ostbahn“, d.h. die Bahnstrecke von Berlin über Müncheberg und Seelow nach Landsberg/Gorzów auszubauen und zu elektrifizieren.
Er wies auch darauf hin, dass auf dem nächsten Gipfeltreffen in Polen über den deutsch-polnischen Güterverkehr gesprochen werden solle. „Unsere Wirtschaften sind eng verflochten, die Gesellschaften wachsen zusammen und der Tourismus entwickelt sich in beide Richtungen. Dafür benötigen wir mehr Verkehrsinfrastruktur.“
Außer den beiden Regierungsbeauftragten nahmen u.a. folgende Personen an dem Potsdamer Treffen teil: Brandenburgs Verkehrsministerin Kathrin Schneider, Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther, der Unterstaatssekretär im Ministerium für Infrastruktur der Republik Polen Andrzej Bittel, Vertreter*innen der Regionalbehörden und die Bahnchefs Krzysztof Mamiński (PKP) und Ronald Pofalla (DB).
In der ersten Hälfte des derzeitigen Jahrzehnts wurden viele Zugverbindungen zwischen Deutschland und Polen liquidiert. Zu den meisten Protesten führte die Streichung des EuroCity „Waweł“ zwischen Krakau-Breslau-Berlin-Hamburg. Beide Seiten hatten diese kontroversen Entscheidungen mit Finanzierungsproblemen begründet.
Für die Wiedereröffnung der liquidierten Zugverbindungen engagierte und engagiert sich vor allem Woidke, seit 4 Jahren Polen-Koordinator der deutschen Bundesregierung.
Jacek LEPIARZ, Berlin
(Von links) Brandenburgs Verkehrsministerin Kathrin Schneider, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn AG Ronald Pofalla, Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther, Abteilungsleiter Eisenbahnen des Bundesverkehrsministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur Hugo Gratza. Oben: die Deutschland-Koordinatorin der polnischen Regierung, Renata Szczęch und der Polen-Koordinator der Bundesregierung, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke.
Foto: Jacek LEPIARZ
Aus dem Polnischen von Ruth HENNING