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Zauberer grenzüberschreitender Vielfalt

Data publikacji: 28 lutego 2019 r. 11:48
Ostatnia aktualizacja: 28 lutego 2019 r. 11:58
Zauberer grenzüberschreitender Vielfalt
Junge Menschen aus Berlin und Krakau, die im Sommer und Herbst 2018 an einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung teilnahmen. Foto: www.kurt-loewenstein.de  

„Zwei Länder, ein Ziel! – Wir bringen junge Menschen aus Deutschland und Polen zusammen, vor allem durch die Förderung vielfältiger Jugendbegegnungen: vom Theaterworkshop über gemeinsame Sportwettkämpfe bis hin zum Öko-Projekt. Wir finanzieren, initiieren und unterstützen sie inhaltlich” informiert die Webseite des Deutsch-Polnischen Jugendwerks (DPJW).

Alljährlich nutzen an die hunderttausend Jugendliche die Förderung durch das Jugendwerk. Das ergibt die stolze Zahl von 3 Millionen seit Gründung des Werks. Zur Erinnerung: Das DPJW entstand nach dem Vorbild des deutsch-französischen und ist als einzige deutsch-polnische Organisation, eine internationale Rechtsperson. Entstanden mit dem Vertrag über gegenseitigen Jugendaustausch, den vor 27 Jahren die Außenminister Polens und Deutschlands unterschrieben. Das Dokument präzisiert die Idee der Regierungschefs Tadeusz Mazowiecki und Helmut Kohl, die im Jugendaustausch, in gegenseitiger Öffnung junger Polen und Deutscher zueinander und zu Europa, einen historischen Durchbruch in den deutsch-polnischen Beziehungen sahen, ähnlich wie zuvor zwischen Deutschland und Frankreich.

Aber verglichen mit dem deutsch-französischen Vorbild und dem historischen Erfolg zum Trotz blieb das Hauptproblem des deutsch-polnischen Jugendaustauschs die deutlich geringere finanzielle Ausstattung. In diesem Jahr soll sich dies ändern. Die Regierungen in Warschau und Berlin beschlossen ein jeweils um eine halbe Million höheres Budget – in Polen in Zloty, in Deutschland in Euro. So erreicht das Jugendwerk 2019 einen gemeinsamen Haushalt von 11,5 Mio. Euro.

Wie verlief das Jahr 2018?

Im vergangenen Jahr wurden allein innerhalb der Euroregion Pomerania fast 200 Austauschrojekte mit Förderung des Jugendwerk realisiert. Ermöglicht wird es vor allem durch Lehrer und Erzieher wie Aleksandra Fendor von der Schule Nr. 4 in Stettin und ihren Partnern in Pasewalk. Oder Agnieszka Kowalczyk von der Grundschule Nr. 47 in Szczecin, die seit 12 Jahren mit der St. Marienschule Neubrandenburg kooperiert. Seit Jahren nehmen Schüler dieser Schulen an gemeinsamen Unternehmungen, mal in Deutschland, dann wieder in Polen teil. Dass auch Gymnasien gut zusammenarbeiten, beweisen das Kunstlyzeum in Stettin und sein Partner, das Jugendbegegnungszentrum Oberschleißheim bei München. An diesem Austausch nehmen auch Jugendliche aus Weißrussland teil.

Unter den langjährigen Geförderten finden sich so herausragende Einrichtunen wie die Deutsch-Französisch-Polnische Chorwerkstatt In Terra Pax oder die Blaskapellenwerkstatt in Łobez, die allein im vergangenen Jahr mit 150.000 Złoty gefördert wurde.

No Borders Band 

Den 2018 vom DPJW organisierten Wettbewerb „Gemeinsam in Europa – Ein Ziel” gewann in der Gruppe der Schüleraustauschteilnehmer das Projekt „Musik der Begegnung – Musik der Verständigung” des II. Lyzeums in Gorzów und der Katholischen Schule Bernhardinum in Fürstenwalde. Schüler beider Schulen und aus Nahost gründeten die Rockband „No Borders Band”.

Bei den außerschulischen Projekten wurde die „Przystanek Różnorodność – Station Diversität im historischen Kontext” der Stiftung Sztukmistrze (Die Zauberkünstler) in Lublin und der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein in Werftpfuhl preisgekrönt. Künstlerische Workshops, Debatten über Diskriminierung und Isolation sowie ein Besuch des Konzentrationslagers Majdanek zählten zu den gemeinsamen Aktivitäten.

Begegnungen haben Priorität

Über die vergrößerten Möglichkeiten durch das Budget dieses Jahres freut sich Iwona Kowalczyk vom Stettiner Regionalbüro des DPJW. Gefördert werden kann fast alles, ob Unterbringung, Verpflegung, Transportkosten, Übersetzer oder Kursleiter. Erhalten können diese Förderung Schulen, Träger der Jugendbegegnung, aber auch Privatpersonen. An die Thematik der Veranstaltungen gibt es keine genauen Anforderungen, wenngleich Erwartungen sicher existieren. Das Wichtigste ist, ein Projekt soll für die Teilnehmer attraktiv sein, ob für Studenten oder Kindergartenkinder wie die Randow Spatzen aus Löcknitz und der Vorschule Nr. 8 in Szczecin. Beide kooperieren seit Jahren.

Immer häufiger laden Organisatoren deutsch-polnischer Treffen auch Jugendliche aus Belarus und der Ukraine ein. Ökowerkstätten oder Konzerte werden organisiert, Filme oder Lieder entstehen oder man erkundet gemeinsam Spuren regionaler Geschichte. Immer geht es um die Begegnung junger Menschen und um den Aufbau gemeinsamen Vertrauens. Und ein wenig lernt man dabei die Sprache der Nachbarn, auch wenn die Erfahrung zeigt, dass die Jugendlichen nach kurzen Begrüßungsworten schnell ins Englische wechseln. Die Projektförderung durch das DPJW, in begründeten Fällen sogar bis zu 90 Prozent, ermöglicht die Durchführung des Vorhabens mit einer nur geringen finanziellen Belastung für die Eltern. Die meisten bisherigen Projekte stammen aus Polen, denn besonders die hohen Transportkosten machten eine Ausführung in Deutschland oft unmöglich. Dies könnte sich nun, dank eines höheren Haushaltes ändern. Deutschen Partnern könnten nun leichter fallen, polnische Teilnehmer in Deutschland zu begrüßen.

Gesucht: Zauberer mit Visionen

Zum Abschluss sei festgestellt, in letzter Zeit tauchen in Polen neue Schwierigkeiten auf. Die Bildungsreform führte zu einer Abnahme polnischer Anträge um 20 Prozent. Denn die abgeschafften polnischen Gymnasien stellen keine Anträge mehr, dabei gab es hier viele Einrichtungen, die über Jahre mit deutschen Partnern zusammenarbeiteten. Unklar bleibt, ob es gelingt diese Lücke zu füllen, zumal sich Polens neues Schulsystem deutlich vom deutschen unterscheidet. Das polnische Bildungsministerium begegnet diesem Problem bislang nicht. Vielleicht aber kommt ihm ja ein Zauberer mit Visionen zur Hilfe.

Die Ergebnisse jugendlicher Begegnungen jedenfalls nehmen schnell Einfluss auf Eltern und Freunde und erweitern so den Rahmen gutnachbarschaftlicher Beziehungen.

Zbigniew PLESNER

Freier Journalist, Stettin

 Aus dem Polnischen von Mathias ENGER

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