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Eine Fahrkarte fürs Dreiländereck

Data publikacji: 30 maja 2019 r. 14:02
Ostatnia aktualizacja: 30 maja 2019 r. 14:02
Eine Fahrkarte fürs Dreiländereck
 

Das EURO-NEISSE-Ticket (poln. Euro-Nysa, tsch. Euro-Nisa-Ticket) verdient Beachtung. Zum einen ist eins von nur vier Angeboten im grenzüberschreitenden Nahverkehr unserer Region und als einziges ist es gleich in drei Ländern gültig. Es ist ein Beispiel für europäische Integration und regionale Zusammenarbeit. Und das Ticket ermöglicht die Erkundung der wunderschönen, faszinierenden Landschaft zwischen Schlesien und Lausitz.

Das EURO-NEISSE-Ticket gibt es seit dem 1. Mai 2004, also seit jenem Tag, an dem Polen und Tschechien der EU beitraten. Es ist also 15 Jahre alt. Initiator war der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien – ZVON mit Sitz in Bautzen (Budziszyn), der in Kooperation mit polnischen und tschechischen Verkehrsbetrieben das Angebot Schritt für Schritt erweiterte.

Günstig und passend

Das Ticket gilt auf einer Fläche von etwa 10.000 qm rund um das Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien, also in Teilen der Woiwodschaft Niederschlesien, des Bundeslandes Sachsen und der Region Liberec. Für nur 13 Euro (in Polen 25 Złoty, in Tschechien 160 Kronen) kann man einen ganzen Tag alle Regionalzüge und ausgewählte lokale und städtische öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Trotz aller Vorteile scheint es, dass dieses Angebot wenig bekannt ist. Man sollte also die praktischen Aspekte und angebotenen Ausflüge einmal genauer betrachten.

Das Fahrrad darf mit

In Deutschland umfasst der Gültigkeitsbereich des Tickets die Städte Weißwasser, Hoyerswerda, Bischofswerda, Zittau. In Polen sind es Węgliniec, Bolesławiec, Lwówek Śląski, Jelenia Góra und Szklarska Poręba und in Tschechien Rumburk, Benešov nad Ploučnicí/Česká Lípa und Jilemnice.

Die Anfangspunkte in Deutschland erreicht man über Berlin, Dresden und Cottbus, in Polen über Zielona Góra, Wrocław/Legnica und Wałbrzych und schon erlebt man die Vorteile des Euro-Neiße-Tickets.

Starten wir unsere Reise zum Beispiel in Görlitz, haben wir ganztägige Zugverbindungen im Stunden- oder Zweistundentakt, die hervorragend mit den im selben Takt verkehrenden tschechischen Zügen korrespondieren.

Diese Richtung ist ideal sowohl für eine Städtetour, als auch für eine Reise in die Berge und dies ebenfalls für Fahrradfahrer.

Filmstadt Görlitz

Ein Besuch der Filmstadt Görlitz, die Kulisse für viele Hollywoodfilme war, könnte am Anfang stehen. Oder es geht weiter mit einem direkten Zug nach Bautzen oder Zittau im Zittauer Becken, oder, wenn man will, weiter nach Liberec. Jede dieser Städte bietet viele sehenswerte Baudenkmäler und ein einnehmendes Flair. Historisch und geografisch liegen sie in der Oberlausitz, und Bautzen (Budziszyn) ist sogar geistige und kulturelle Hauptstadt der ethnischen Minderheit der slawischen Sorben. Hier findet sich das Haus der Sorben (sorbisch Serbski dom w Budyšinje) und der Bund Lausitzer Sorben (sorbisch Zwjazk Łužiskich Serbow) hat hier seinen Sitz.

Mittagessen in den Wolken

Das Euro-Neiße Ticket ist für Freunde der Berge ein Geschenk. Es ist Eintrittskarte zum Riesengebirge, in das Isergebirge, das Lausitzer Gebirge und Richtung Stará Paka ins Böhmische Paradies (Česky Raj). Nach Szklarska Poręba gelangt man mit den Zügen der Koleje Dolnośląskie. Von hier gibt es Anschlüsse nach Harrachov und Liberec. Die Trasse führt über eine der malerischen Bahnstrecken dieses Teil Europas, durch das Isergebirge und ist mit 886 Meter ü.d.M. Polens höchste Bahnstrecke. Kommt man mit der Bahn von Polen, kann man nahe dem polnischen Teil des Isergebirges nach Deutschland und Tschechien gelangen (Richtung: Jindřichovice pod Smrkem, nur etwa zwei Kilometer von der Grenze entfernt ist).

Von Zittau aus erreicht man mit einer musealen Kleinbahn die Kurorte Oybin und Jonsdorf, malerisch in der Felsenlandschaft des Zittauer Gebirges gelegen. Wie in einem alten Westernfilm fühlt man sich im sommertags angehängten offenen Aussichtswagen. Der Betreiber, die SOEG, kassiert als „Geschichtszulage” ab diesem Jahr einen Zuschlag von 5 Euro pro Person (ermäßigt 3 Euro) zum Euro-Neiße-Ticket. Für die Fahrt mit der tschechischen Bahnlinie auf den Ještěd (Jeschken) bei Liberec ist ein Aufschlag von 35 Kronen zu zahlen. Dafür kann man aber im modernistischen Gipfelrestaurant in den Wolken speisen.

Dank der grenzüberschreitenden Verbindungen von Zittau nach Rybniště gelangt man in die magische Böhmische Schweiz (České Švýcarsko). Aber das ist dann wohl schon ein Ausflug für zwei Tage – obwohl, wer gut plant und nahe der Grenze wohnt, dem mag das vielleicht auch an einem Tag gelingen.

Seen und Rhododendron

Schaut man in die andere Richtung, also von Görlitz nach Norden, treffen wir auf Hinterlassenschaften menschlichen Handelns – das Lausitzer Seenland. Ganz im Norden des Geltungsbereichs des Tickets wartet eine weitere Kleinbahnattraktion auf uns: die Waldeisenbahn Muskau, die von Weißwasser in das gleich an der Grenze zu Polen liegende stilvolle Bad und Fürstenstädtchen an der Lausitzer Neisse verkehrt. Oder man fährt nach Kromlau, in den in Europa einmaligen Rhododendron-Park.

Gleis in Polen, Bahnhof in Deutschland

Eine ganz besondere Grenzerfahrung bietet die Bahnlinie von Görlitz nach Zittau. Sie windet sich mal durch Deutschland mal durch Polen und aus dem Fenster sieht man mal polnische mal deutsche Grenzpfähle, fast immer aber den Canyon, den die Neiße hier bildet.

In Polen hält der Zug nur in Krzewina Zgorzelecka, aber der Ort hat seinen Bahnhof über die Brücke im deutschen Ostritz.

Reiseplanung

Aus der Woiwodschaft Niederschlesien oder dem Süden von Lubuskie, dem Osten Sachsens oder dem Nordwesten Tschechiens kann man also einen günstigen Tagesausflug rund um das Dreiländereck planen. Man sollte nur früh aufstehen und darauf achten, den letzten Zug am Abend nicht zu verpassen.

Wer von weiter her kommt, der muss schon mindestens zwei Tage einrechnen, zumal man die nicht gerade idealen Zugverbindungen in Polen im Auge behalten sollte.

Zur Planung eines solchen Ausflugs bedient man sich am besten der deutschen, vielleicht auch der tschechischen oder polnischen Internet-Suchmaschine der Bahnunternehmen.

* * *

Unmöglich, in nur einem Artikel alle Vorzüge des dreifach grenzüberschreitenden Euro-Neiße-Tickets zu beschreiben – man muss die Möglichkeiten einfach selbst erkunden, zumal es vielleicht bald teurer werden könnte.

Mariusz WIECZERZYŃSKI

Philosoph und Heimatkundler, lebt in Żagań. Mag die Grenzregion und Wanderungen durch die Berge. Meist führen sie ihn nach Osten, geografisch, wie mental.

 

Aus dem Polnischen von Mathias ENGER

 

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