Zwischen Polen und Deutschland fehlt es nicht an Problemen, die auf Lösung warten, und es kommen neue hinzu. Das ändert nichts daran, dass sich die deutsch-polnischen Beziehungen seit 1945 im Lauf vieler Jahre grundlegend geändert haben. Gegenseitiges Vertrauen wurde langsam aufgebaut und das muss weitergehen, denn Vertrauen erzielt man nie für immer.
Von den erreichten Veränderungen zeugen die offene Grenze, die Anzahl der Personen, die sie überqueren, die steigende Zahl deutsch-polnischer Ehen, die Schaffung einer deutsch-polnischen Grenzregion, die Kooperation von Schulen, Kommunalverwaltungen, des Heeres, der Polizei, der für die Kultur Verantwortlichen und die Wirtschaftsbeziehungen.
Der Handelsumsatz zwischen Deutschland und Polen führte in den letzten fünf Monaten zu neuen Rekorden mit einem Gesamtvolumen von mehr als einer Billion Euro. Deutschland ist für Polen der wichtigste Handelspartner und Polen für Deutschland einer der wichtigsten – derzeit an sechster Stelle vor Russland und Großbritannien. Seit dem EU-Beitritt Polens ist der Handelsumsatz um das Vierfache gestiegen.
Bei so guten wirtschaftlichen Beziehungen sollten die politischen nachziehen, aber das ist nicht der Fall. Auf beiden Seiten der Grenze arbeitet das populistischen Nationalisten in die Hände.
Heute, am 3. Oktober, feiern die Deutschen den Tag der Einheit. Nachbar*innen sollten sich gegenseitig das Beste wünschen, insbesondere an einem solchen Tag. Wünschen wir uns also gegenseitig Erfolge und verteidigen wir das aufgebaute Vertrauen. Das ist das Wesen der Nachbarschaft.
Bogdan TWARDOCHLEB