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Wofür steht Krzyżowa...

Data publikacji: 26 kwietnia 2018 r. 14:32
Ostatnia aktualizacja: 28 czerwca 2018 r. 11:44
Wofür steht Krzyżowa...
Kreisauer Sommer Foto: Fundacja Krzyżowa  

Vor 30 Jahren wurden die Grundwerte der „Stiftung Kreisau für europäische Verständigung” festgelegt. Im Dokument „Mission” ist zu lesen, dass die Stiftung „im Prozess der deutsch-polnischen Versöhnung entstand, um die europäische Verständigung zu fördern”. Was macht Krzyżowa-Kreisau heute aus?

„In der Zeit des Zweiten Weltkriegs traf sich in Kreisau, dem niederschlesischen Anwesen der Familie von Moltke, eine gegen das Hitler-Regime gerichtete Oppositionsgruppe, die später Kreisauer Kreis genannt wurde. Die Mitglieder des Kreises arbeiteten unter Lebensgefahr an Plänen einer demokratischen und christlich orientierten moralischen Erneuerung Deutschlands und Europas. An diese Erfahrungen knüpfte später ein Teil der demokratischen Opposition in Polen und der DDR an. Ihr Widerstand gegen die kommunistische Diktatur fand auch Ausdruck in einem offenen deutsch-polnischen Dialog.” So steht es in dem Dokument „Mission”.

Unter den Wegbereitern für Krzyżowa waren Polen, Deutsche aus Ost und West, Amerikaner, Holländer. Diese kleine Gruppe wollte unter Berufung auf das Erbe des früheren Sitzes der von Moltkes eine Begegnungsstätte schaffen. In der „Mission” findet sich auch der Hinweis auf die deutsch-polnische Versöhnungsmesse, die drei Tage nach dem Mauerfall am 12. November 1989 in Krzyżowa im Beisein von Premier Tadeusz Mazowiecki und Kanzler Helmut Kohl stattfand.

Weiter ist zu lesen: „Das Erbe der Versöhnung und des Widerspruchs gegen totalitäre Regime wurde Kreisau (…), das Symbol der europäischen Verständigung.” Das Verantwortungsgefühl für das Erbe ist der Impuls für die Arbeit der Stiftung.

Was ist Krzyżowa heute? Ein seit fast 30 Jahren bedeutender Ort im Nachdenken über die deutsch-polnischen Beziehungen. Die Internationale Jugendbegegnungsstätte ist das größte Zentrum dieser Art in Mittel- und Osteuropa. Alljährlich finden Projekte statt, die sich an insgesamt einige tausend junge Menschen vor allem aus Deutschland und Polen richten.

Die Stiftung selbst betreut darüber hinaus eine Reihe Bildungsprojekte für Jugendliche und Erwachsene. Zweifellos spielt das eine große Rolle in Krzyżowa, dennoch hat nicht das darüber entschieden, dass Krzyżowa neben der Begegnungsstätte Auschwitz auch im jüngsten CDU/CSU-SPD-Koalitionsvertrag als so wichtig für die Arbeit an den deutsch-polnischen Beziehungen erachtet wurde, dass die deutsche Regierung sie fördert.

Um zu verstehen, wie Krzyżowa dazu wurde, muss man die Anfänge betrachten. Die Idee, in der niederschlesischen Provinz die internationale Begegnungsstätte aufzubauen, geht auf das Jahr 1989 zurück. Die Entscheidung fiel während einer Konferenz des Klubs der Katholischen Intelligenz in Wrocław mit dem weit gefassten Titel „Christen in der Gesellschaft” am Vorabend der für Polen bahnbrechenden Wahlen am 4.Juni. Und natürlich war dieses Treffen von der Hoffnung auf Veränderung geprägt, die Polen an die damals ersten, teilweise freien Parlamentswahlen knüpfte.

Das Milieu dieser Klubs der Katholischen Intelligenz und der sich dort bewegenden Intellektuellen und Oppositionellen war spezifisch. Seit den 60er Jahren, spätestens seit dem historischen Brief der Bischöfe von 1965, verband ein Teil der polnischen Intelligenz die Zukunft Polens in Europa mit guten Beziehungen zu den Deutschen. Angesichts der negativen Reaktion der politischen Führung der Volksrepublik bekam dies mit der Zeit eine neue Dimension, fand doch der Widerstand gegen die kommunistische Diktatur für einen Teil der polnischen Gesellschaft Ausdruck in einem offenen deutsch-polnischen Dialog. Für Menschen mit diesem intellektuellen Werdegang hatte kein anderer Ort in Polen ein vergleichbares Potential für einen institutionalisierten deutsch-polnischen Dialog wie der Familiensitz von Helmuth James von Moltke, dem Gründer und Rädelsführer jener deutschen antinazistischen Organisation, der bei der Gestapo als „Kreisauer Kreis” firmierte.

Auch wenn Krzyżowa damals nur wenigen deutschen und einem noch kleineren Kreis polnischer Intellektueller bekannt war, war es dieser Ort, dem man die Initiation eines breiten Dialogs im geteilten Europa zutraute.

Zu dem Zeitpunkt regierte in Polen noch das kommunistische Regime, der Eiserne Vorhang trennte Europa in zwei gegnerische Lager, und Deutschland in zwei getrennte Staaten. Es hatte auch nicht den Anschein, dass die Sowjetunion dem Zerfall so nah ist, auch wenn sie in einer Krise steckte. Die Idee für Krzyżowa – Begegnung und Dialog – entsprang zudem der Hoffnung auf ein besseres, vereintes Europa und dem Bedürfnis nach Freiheit, das die Menschen der unfreien Welt äußerten.

Eine Generation ist das her. Viel hat sich in Europa verändert – wir erlebten den Moment, offenbar der größte Erfolg der Nachkriegsgeschichte des Kontinents: die Erweiterung der Europäischen Union 2004, als es schien, dass Europa auf dem Weg in eine leuchtende Zukunft ist. Wir erlebten auch Krisen, wie die Finanzkrise 2008, die die Schwächen dieses Traums offenbarte. Heute suchen wir einen Umgang mit der Migrationskrise und mit der Krise der Integration, die sich in wachsenden radikalen politischen Tendenzen in vielen EU-Ländern widerspiegelt und in der nicht unbedeutenden Gefahr für den Weltfrieden vonseiten Russlands.

Welche Rolle spielt Krzyżowa in diesem Kontext? Wohl eine ähnliche wie schon vor 30 Jahren. Wenn auch aus anderen Gründen als damals – wir brauchen heute wieder einen starken Ort, der an Freiheit und die Notwendigkeit des Dialogs erinnert.

Tomasz SKONIECZNY

Projektkoordinator der Europäischen Akademie der Stiftung Kreisau

Aus dem Polnischen von Nancy WALDMANN

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