Es waren die Soldaten des 2. Königin-Luise-Kavallerie-Regiments, die in Pasewalk stationiert waren. Sie starben im Ersten Weltkrieg. Ihre Namen finden sich am Denkmal, das unweit der Kaserne steht, von der sie am 3. August 1914 in nagelneuen Uniformen zum Bahnhof aufbrachen.
Zwei Tage später waren sie in Holland. Die Kämpfe trieben sie nach Belgien, im Herbst nach Frankreich in die erste Schlacht bei Ypres. Sie kämpften und kamen ums Leben, so wie ihre gleichaltrigen Kollegen auf der anderen Seite der Front. Bald schon waren die Uniformen nicht mehr neu.
Als das Regiment in polnische Gebiete verlegt wurde, auch wenn es Polen als Staat damals nicht gab, kämpften sie in Opinogóra bei Ciechanów (Masowien). Das Dorf hatte im 19. Jahrhundert der Vater des Dichterfürsten Zygmunt Krasiński gekauft. Heute gibt es dort ein Museum der Romantik. In den letzten Novembertagen 1914 fielen dort die Kavalleristen Franz Hellwig, Otto Lange und Max Lemke. In Opinogóra gibt es noch Reste einer Kriegsgräberstätte, wo sowohl Soldaten des Zaren- als auch des Kaiserreiches liegen.
Anfang 1915 kämpften die Soldaten des Königin-Luise-Regiments in der Winterschlacht an den Seen Masurens und in der Schlacht um Przasnysz, danach in Kaunas, in Riga, in den Prypjatsümpfen Wolhyniens, in Rumänien, Belgien und Frankreich.
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Eingeweiht wurde das Denkmal 1922. Die Namen wurden untereinander angeordnet in der Reihenfolge der Todesdaten. Obwohl Platz fehlte für die Sterbeorte, kann man sie problemlos finden. Zum Beispiel wurde der Fähnrich Hans-Ulrich von Lettow-Vorbeck, dessen Familie auch Güter im heutigen Westpommern besaß, bei Orzechówka in Podlachien verletzt. Er starb am 8. März 1915 im Lazarett in Grajewo.
Das Regiment aus Pasewalk gehörte zur 3. Division des Deutschen Kaiserreiches, die Führung war in Stettin stationiert und die Einheiten waren verteilt von Köslin bis Kolberg, von Stargard bis Stralsund. Soldaten aus ganz Pommern dienten darin, also auch aus der Kaschubei und aus Teilen des historischen Großpolens.
Darum findet sich am Denkmal auch der Name des Gefreiten von Mściszewski, aus einer alten kaschubischen Familie stammend, der am 22. November 1916 in Rumänien starb. Einen Monat früher am 31. Oktober 1916 starb der Kavallerist S. Ratajczak. Wo er starb ist unbekannt, aber sein Name verrät, dass er aus einer großpolnischen Familie kam. Die Kavalleristen Johann Machowiak und Hipolit Strzeszyński fielen in Belgien, und Wilhelm Sadowski in Holland.
Im Krieg starben nicht nur die, deren Namen am Kriegerdenkmal eingraviert sind. Die Kugeln derer, die sie abfeuerten, trafen andere, weil die Logik des Krieges einfach ist: entweder treffen oder getroffen werden.
Vielleicht hatte der Leutnant Kuno-Theodosius Levetzow das am 25. August 1914 für einen Sekundenbruchteil vergessen. Bevor er die Uniform anzog, war er promovierter Jurist und Direktor einer Bank. Er wurde 36 Jahre alt und starb bei Opoczno, aufgegriffen bei einer Patrouille. Ähnliches trug sich zu am 6. Dezember 1914 in einem Dorf namens Liebenberg (heute Klon) in Masuren, direkt an der damaligen Grenze von Zaren- und Kaiserreich, wo ein plötzlicher Kopfschuss den 30-jährigen Offizier Alvon von Alvensleben tötete. Sein älterer Bruder starb an der Maas am zweiten Tag des Krieges.
In der Nähe von Friedrichowen zwischen Masuren und Kurpien wurde am 5. Dezember 1914 der Kavallerist Michael Lewandowski getötet. Wilhelm Böttcher bezahlte zwei Wochen später bei Świdwiborek in der Nähe von Ostrołęka (Masowien) mit dem Leben, und der Gefreite Stachnick am zweiten Weihnachtstag bei Ulatowo-Słabogóra (Masowien). Im März 1915 in der Nähe eines Dorfes mit dem kriegsfernen Namen Pupkowizna erreichte der Tod Paula Krakaua und Emilia Archuta.
Der 20-jährige Pilot Leo Gerhard von Heydebreck, ebenfalls aus alter pommerscher Familie, wurde am 8. März 1918 im Wald bei Compiègne getötet – da, wo acht Monate später am 11. November das Übereinkommen über den Waffenstillstand unterzeichnet wurde, der den Krieg beendete. In der Nähe von Gouzeaucourt fielen am 9. September 1918 die Kavalleristen Madajewski und Marzukiewicz und am 10. September – Ignac Grzesiak.
Wer waren die, deren Namen am Denkmal stehen: Deutsche, Pommern, Kaschuben, Polen? Soldaten. Für das Regiment war der Krieg am 7. Dezember 1918 zu Ende. Am Denkmal steht ein Name unter dem anderen geschrieben, ein Tod nach dem anderen.
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In West- und Nordpolen sind viele Erinnerungen an Soldaten erhalten – Opfer des Ersten Weltkriegs. Viele hielten den Prüfungen der Geschichte, dem Druck der Zeit und den Menschen nicht stand. In Stargard gibt es einen Friedhof vom Ersten Weltkrieg, auf dem Soldaten verschiedenster Nationalitäten und Bekenntnisse liegen, denn das Gedenken an die Opfer des Krieges sollte ein gemeinsames sein. Das ist notwendig, damit die, die ums Leben kamen, uns eine Warnung sind. Denn in langen Friedenszeiten kann man leicht vergessen, was Krieg ist.
Wenn es in Vergessenheit gerät, dann kann ein einfaches Gesetz sich wieder leicht Geltung verschaffen: schießen oder erschossen werden.
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Im Dezember 2009 wurde in Pasewalk der Phönix enthüllt. Geschaffen hat ihn der kanadische Künstler Ernest Daetwyler. Als er zwei Jahre zuvor in Police und Pasewalk war, Partnerstädten in der Grenzregion, fand er einen Trümmerberg aus dem Zweiten Weltkrieg. Bewegt von der damaligen Tragödie und der heutigen Zusammenarbeit beider Städte und ihrer Bewohner, machte er aus der Asche des Krieges ein Denkmal – eine Kugel mit 30 Tonnen Gewicht und einem Durchmesser von fünf einhalb Metern, die den gemeinsamen Neubeginn symbolisiert. Er nannte den Phönix Pasewalk-Police.
Am Phönix, der von Zeit zu Zeit leider besprüht wird, veranstalten die beiden Städte gemeinsames Gedenken an die Opfer der Kriege und der NS-Gewaltherrschaft. Am Denkmal der Kavalleristen werden Blumen abgelegt.
Bogdan TWARDOCHLEB