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Im Buttergang

Data publikacji: 30 maja 2018 r. 15:30
Ostatnia aktualizacja: 28 czerwca 2018 r. 11:44
Im Buttergang
 

Polnische Touristen kennen Stralsund von Tagesausflügen, und verbinden sie meist vor allem mit dem Ozeaneum – zu Recht einem Anziehungspunkt für Groß und Klein, mit all seinen Attraktionen. Doch die Hansestadt am Sund hat so viel mehr zu bieten!

Diese faszinierende Stadt war schon immer durch ihre Nähe zum Meer und die Lage am Wasser geprägt. Nach ihrer Gründung als ein slawisches Fischerdorf und der anschließenden Verleihung des Stadtrechtes im Jahre 1234 entwickelte sie sich – bedingt durch die günstige geographische Lage – rasch zu einem bedeutenden Handelsknotenpunkt. Die historische Bedeutung der Hansestadt und ihr Reichtum sind heute noch überall zu erkennen.

Bei einem Rundgang durch die Altstadt begegnet man auf Schritt und Tritt Zeugnissen der wechselvollen Geschichte aus acht Jahrhunderten, bis hin in die Moderne. Nach der politischen Wende wurde Stralsund 1990 quasi Modellstadt der Städtebauförderung. Der historische Stadtkern mit der Hafeninsel wurde mit Hilfe entsprechender Programme auf beeindruckende Weise wieder aufgebaut, und so stechen heute wahre Juwelen der Baukunst aus dem Stadtbild heraus: Besonders der Alte Markt mit seiner Umgebung.

Das architektonische Wahrzeichen Stralsunds ist gewiss das Rathaus, das bereits ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Besonders eindrucksvoll ist hierbei die Fassade zum Alten Markt hin, die wie aus Spitze gewirkt scheint und gerade letztes Jahr restauriert wurde. Vor allem die Sternscheiben und die Wappen der Hansestädte Bremen, Lüneburg, Hamburg, Lübeck, Wismar, Rostock, Greifswald und natürlich Stralsund sind beeindruckend.

Als Bauwerk mit Kantenlängen von 30 und 60 Meter angelegt, diente das Gebäude zunächst als Kaufhaus. In Nord-Süd- sowie in Ost-West-Richtung verlaufen Durchgänge, der „Buttergang” genannte Weg führt beispielsweise zum Westportal der Nikolakirche. Das damalige Kaufhaus verfügte im Erdgeschoss über 40 Ladengeschäfte, und auch heute befinden sich im Rathaus ein paar interessante Läden, unter anderem eine Schokoladen-Manufaktur. Im Innenhof des Rathauses wurde im 16. Jahrhundert eine hölzerne Galerie auf vierzehn Säulen errichtet, die bis heute zu sehen ist. Das Rathaus hat eine wechselvolle Geschichte zu erzählen: nach der Nutzung als Kaufhaus wurde es unter anderem als Ratsbibliothek genutzt, und schließlich beherbergte es ab 1859 das Provinzialmuseum für Neuvorpommern und Rügen im Ostflügel. Nach mehreren Bränden und zahlreichen Umbauten im Laufe der Jahrhunderte ist es immer noch eines der bedeutenden Bauwerke der nordeuropäischen Gotik.

Direkt an das Rathaus angeschlossen steht die prunkvolle Nikolaikirche, die älteste der Stralsunder Pfarrkirchen. Mit ihrem Barock-Portal und den ungewöhnlichen Ornamenten im Inneren gehört sie seit jeher zu den schönsten und bekanntesten Bauwerken Nordeuropas. Der Haupteingang zur Kirche in der Ecke des Alten Marktes zur Semlower Straße hin befindet.

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Schräg gegenüber vom Rathaus findet sich das Wulflamhaus aus dem 14. Jahrhundert, ein typisches hanseatisches Kaufmannshaus, das einst dem Händler, Ratsherren und späterem Bürgermeister Bertram Wulflam gehörte. Es fungierte gleichzeitig als Wohnraum, Handels- und Geschäftsraum, sowie als Lagerraum für die Waren. Nach der Besichtigung kann man im traditionellen Restaurant im Erdgeschoss mit guter norddeutscher Küche einkehren.

Unweit davon, an der Ecke zur Mühlenstraße, steht der bekannte Artushof, einer der Artushöfe, die im 14. Jahrhundert in fast allen Städten der Hanse aufzufinden waren. Diese dienten den Mitgliedern der Oberschicht als gesellschaftlicher Treffpunkt. Im Stralsunder Artushof fanden offizielle Empfänge und Feste statt, und er wurde für die Unterbringung hochkarätiger Gäste der Stadt genutzt. Auch heute befindet sich darin ein beliebtes Restaurant.

Ein weiteres bedeutendes Bauwerk ist das Commandantenhus, das in den Jahren 1748 bis 1751 errichtet wurde und Sitz des schwedischen Garnisonskommandanten war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der NVA genutzt; heute beherbergt es einen Zusammenschluss alternativer Praxen. Es prägt das Bild des Marktes durch seine stahlgraue Farbe und das Wappen von Schwedisch-Pommern im Giebel des Hauses.

Aus einer anderen Zeit stammend und doch nicht minder interessant, ist das Gewerkschaftshaus an der Ecke zur Knieperstraße: Ursprünglich standen an dieser Stelle zwei Giebelhäuser, darunter die Ratsapotheke; beide wurden 1833 abgerissen. 1833-1834 wurde auf dem Grundstück das Stralsunder Theater errichtet, das schließlich für den heutigen Bau abgebrochen wurde. Letztlich wurde ein neues Theatergebäude am Olof-Palme-Platz erbaut und hier wurde 1930 ein Bankhaus errichtet, ein phantastisches Beispiel der Architektur der dreißiger Jahre – ein kubischer Baukörper mit klaren Linien und einer breiten Freitreppe.

So gesehen könnte man zu jedem Gebäude am Alten Markt eine lange Geschichte erzählen. Nach der Besichtigung kann man ein Gericht im traditionsreichen „Goldenen Löwen” oder im hippen Laden „Ober-Burgermeister” genießen. Bei gutem Wetter unter dem freien Himmel lädt das Wasserspiel zum Verweilen unter freiem Himmel. Die städtische Tourismuszentrale am Eingang zur Ossenreyerstraße informiert über nächste Ausflugsziele. Direkt daneben befindet sich übrigens im Olthofschen Palais die Welterbe-Ausstellung, die einen Überblick über die 42 als Weltkulturerbe ausgezeichneten Orte in Deutschland gibt. Während die Eltern die multimediale Ausstellung besichtigen, können die Kleinen im Hof im Sandkasten eine mittelalterliche Stadt ausgraben! Danach gibt es ein Eis – das leckerste im „Manolis” in der Ossenreyerstraße.

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Auch die vom Alten Markt abgehenden Straßen sind es unbedingt wert, erkundet zu werden.

Hier beispielsweise die Külpstraße mit ihren malerischen Häuschen, die direkt zum Johannis-Kloster führt. Eines von 5 Stralsunder Klöstern, ist es wie ein Dorf innerhalb der Stadt, versteckt und idyllisch, mit bunten Häuschen, die direkt an die Stadtmauer gebaut sind.

Die herrliche Knieperstraße, durch die man unter dem Kniepertor (einem der zwei verbliebenen ehemaligen zehn Stadttore Stralsunds) zum Olof-Palme-Platz mit dem wunderschönen Theaterbau gelangt, beeindruckt mit ihren imposanten Giebelhäusern. Geradeaus gelangt man vom Tor aus rechts an die Sundpromenade und links an den Knieperteich, an dem man entspannte Stunden im Park oder im Bürgergarten verbringen kann. Die Mühlenstraße weist ebenfalls wunderschöne historische Denkmäler auf, unter anderem die Giebelhäuser mit dem Dielenhaus, das Marstall-Gebäude und – am anderen Ende zum Kütertor hin – den Kampischen Hof, der aktuell restauriert wird.

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Manchem Besucher wird es bereits aufgefallen sein: Stralsund hat gleich zwei Marktplätze. Die Ossenreyerstraße mit ihren wunderschönen Bürgerhäusern und Läden führt zum Neuen Markt.

Paulina SCHULZ 

Schriftstellerin, Übersetzerin, Stralsunderin

Commandantenhus auf dem Alten Markt

Foto: b.t.

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