Obwohl Frauen die Hälfte der Bevölkerung der Europäischen Union stellen, fühlen sie sich in Politik und Wirtschaft nicht ausreichend vertreten. Nach wie vor müssen sie um ihre Rechte kämpfen. Das ‚Weimarer Dreieck der Frauen’ soll ihnen dabei helfen und ihren Kampf um Gleichstellung unterstützen.
Frauen sind aktiv, kreativ, oft besser ausgebildet als Männer – trotzdem sind sie auf den Entscheidungsebenen immer noch kaum sichtbar. Frauen in der Europäischen Union müssen wie Frauen auf der ganzen Welt um ihre Gleichstellung sowohl in der Gesellschaft als auch auf dem Arbeitsmarkt kämpfen. Wie schwer es ist, sich an der Spitze durchzusetzen, wissen diejenigen am besten, denen dies gelungen ist. Indem sie jetzt das Weimarer Frauen-Dreieck ins Leben rufen, wollen sie andere Frauen in ihrem Kampf um Gleichberechtigung unterstützen.
„Es ist unsere Aufgabe, gemeinsam mit Frauen in Polen, Deutschland und Frankreich Europa neue Impulse zu geben. Wir müssen Europa erneuern, dafür sorgen, dass es zu einem Europa der menschlichen Herzen wird. Frauen können dafür viel tun und zwar auf allen Ebenen”, sagt Cornelia Pieper, Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Danzig (Gdańsk), eine der Initiatorinnen.
Das ‚Weimarer Dreieck der Frauen’ wurde im letzten Jahr in Danzig initiiert. Jetzt haben sich die Frauen in Berlin getroffen. Die diese Initiative repräsentierenden Frauen sind davon überzeugt, dass eine gemeinsame Lobbyarbeit größere Effekte erzielen kann, und sie rufen die Frauen dazu auf, sich gegenseitig zu unterstützen.
„Es ist wichtig für die Frauen in Europa Vorbilder zu schaffen, die es wert sind, ihnen zu folgen, zu zeigen dass es sich lohnt, für unsere Rechte und Überzeugungen zu kämpfen. Wir haben Beispiele großartiger Frauen in allen drei Ländern, aber man muss mehr über sie sprechen. Sie müssen an die Spitze der Institutionen, der sozialen Organisationen und der Politik gelangen, dabei soll ihnen das ‚Weimarer Dreieck der Frauen’ behilflich sein”, meint Cornelia Pieper.
Die Frauen des Weimarer Dreiecks verfolgen konkrete Ziele. Sie setzen sich für mehr Frauen in den Entscheidungsebenen ein, und sie wollen sich auch mit der Überwindung des sogenannten ‚gender pay gap’ zwischen dem Einkommen von Frauen und Männern bei gleicher Qualifikation und gleichem Arbeitsplatz bzw. gleichem Posten oder gleicher Stellung einsetzen. Was das angeht, sieht es bei den drei Ländern des Weimarer Dreiecks in Polen am besten aus. In Polen verdienen Frauen durchschnittlich 7 Prozent weniger als ihre Fachkollegen, in Frankreich beträgt dieser Unterschied 15 Prozent und in Deutschland über 21 Prozent. Ein Teil der Repräsentantinnen des Weimarer Frauen-Dreiecks ist davon überzeugt, dass in der Politik Parität erzielt werden muss, zunächst jedoch mindestens im Europaparlament. Darüber ist man sich aber nicht einig. Magdalena Gawin, stellvertretende polnische Kultusministerin, hält das Anstreben von Parität für keine gute Lösung. „Es gibt keine Frauen- oder Männerpolitik, sondern nur eine Politik” meint Magdalena Gawin. „Frauen sollten sich für die Schaffung einer politischen Realität einsetzen, in der sie – nach ihren Fähigkeiten und Verdiensten – gerecht bewertet werden. Für mich ist die Gleichberechtigung von Frauen und Männern Voraussetzung einer gut verstandenen Rivalität.”
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Das ‚Weimarer Dreieck der Frauen’ richtet sich an alle Frauen, die sich gegenseitig unterstützen wollen, unabhängig von Alter, Herkunft oder Ausbildung. Am wichtigsten sind gemeinsame Aktivitäten zur Verbesserung der Lage der Frauen in Europa, deshalb sollte sich niemand aus diesem Kreis ausgeschlossen fühlen.
Über solche Initiativen freut sich Anna Czechowska des Berliner Vereins Agit Polska besonders. „In der Europäischen Union brauchen wir einen europäischen Blick auf die Probleme, die uns alle betreffen. Die Teilnahme von Polen, Deutschland und Frankreich an diesem Frauen-Projekt halte ich für ausgesprochen gelungen, denn das Weimarer Dreieck sollte belebt werden”, meint Anna Czechowska. „So lange das Weimarer Dreieck mit verschiedensten Projekten, Treffen und gegenseitigen Besuchen verbunden wird, so lange wird die Idee leben, die der Schaffung des Weimarer Dreiecks zugrunde lag.”
Das nächste Treffen des Weimarer Frauen-Dreiecks findet in Paris statt.
Monika STEFANEK
Aus dem Polnischen von Ruth HENNING