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Neuer Markt

Data publikacji: 28 czerwca 2018 r. 11:31
Ostatnia aktualizacja: 28 czerwca 2018 r. 11:44
Neuer Markt
 

Wie in der letzten Folge erwähnt – und wie viele Leser gewiss wissen – gibt es in Stralsund zwei historische Marktplätze: den Alten und den Neuen Markt. In der letzten Folge ging es um den Alten Markt, ein herausragendes Zeugnis der Architektur und Geschichte der letzten acht Jahrhunderte; heute stellen wir den Neuen Markt vor, der sich gerade erneut in einem Prozess des Wandels befindet.

Nachdem Stralsund 1234 das Stadtrecht zugesprochen bekam, wurde bereits im Jahr 1256 zum ersten Mal eine „Neustadt“ erwähnt. Diese lag um den heutigen Neuen Markt, zwischen der Straße Lobshagen und dem Tribseer Tor.

Um 1298 begannen die deutschen Siedler in der Neustadt mit dem Bau der Marienkirche. Bis etwa 1321 existierten am heutigen Neuen Markt zwei große Kirchen: Die St.-Marien-Kirche diente den deutschen Siedlern und die St.-Peter-Kirche den wendischen Einwohnern; diese soll im Bereich des Katharinenbergs gestanden haben, es sind keine Überbleibsel mehr von ihr zu finden. Die imposante St.-Marien-Kirche ist bis heute zu bewundern: sie befindet sich an der Südseite des Marktes, mit dem Eingang zur Bleistraße.

Die als Basilika angelegte Kirche ist die größte Pfarrkirche der Hansestadt und gilt als ein Meisterwerk der gotischen Baukunst im mitteleuropäischen Raum. Sie soll – von 1549 bis zur Zerstörung ihrer 151 Meter hohen Spitze durch Blitzschlag im Jahre 1647 – damals das angeblich höchste Bauwerk der Welt gewesen sein.

Vom 104 Meter hohen Turm der Marienkirche bietet sich ein wunderbarer Blick über ganz Stralsund, die umgebende Landschaft und die Insel Rügen: ein beliebtes und einmaliges Fotomotiv, für das man allerdings viele Treppen steigen muss.

Von der Marienkirche gingen übrigens die Stralsunder Demonstrationen während der Friedlichen Revolution 1989/90 aus, so dass sie schon immer ein wichtiges Symbol für die Stadt war. Vor der Kirche, über die gesamte Südseite verlaufend, befindet sich eine Grünanlage mit einem sowjetischen Kriegsdenkmal und Kriegsgräbern, und zeugt von der Geschichte dieses Ortes.

Die Nordseite des Neuen Marktes in Stralsund besticht  durch die auffällige neugotische Hauptpost von 1886 sowie durch Gebäude der Sparkasse (einst ein Palais), der Subway-Filiale und weiterer denkmalgeschützter Bauwerke.

An der Ostseite reihen sich weitere interessante Bauten an, wie beispielsweise Neuer Markt 13, die ehemalige “Milchbar”, die vor einer Weile als Restaurant wieder eröffnet hat, oder die Hausnummern 16/17 mit ihrer wechselvollen Geschichte: zuerst ein Garnisonslazarett, dann Militärgebäude, Arbeitsamt, Konsumgenossenschaft, und heute ein Wohnhaus – in dessen Hof sich interessanterweise aber noch das kleine Gebäude der ehemaligen Lazarett-Leichenhalle befindet.

An der Ecke zur Langenstraße, direkt vor der „Milchbar“, hält übrigens die kleine gelbe Bahn, mit der die Touristen die Altstadt und den Hafen besichtigen können. Ursprünglich fuhr auf dem Neuen Markt die Stralsunder Straßenbahn, die aber in den sechziger Jahren zugunsten von Omnibussen aufgegeben wurde. Dennoch sieht man immer wieder in der Altstadt die schmalen Gleise, und kann sich die besondere Atmosphäre der Hansestadt von damals vorstellen, mit ihrem beschaulicheren Gang und ruhigeren  Alltag.

Vor dem Haus Neuer Markt 14, dem ehemaligen Gasthof „König von Preußen“, wo sich heute der beliebte „Bäcker Junge“ mit seiner Außenanlage befindet, ist im Straßenpflaster ein Gedenkstein verlegt, der an den Pfaffenbrand am Sund erinnert. Hier wurden im Jahr 1407 drei Stralsunder Priester auf einem Scheiterhaufen verbrannt, die die Stralsunder Bürger gegen sich aufgebracht haben. Solche unglaublichen Geschichten weiß Stralsund viele zu erzählen…

An der Westseite des Neuen Marktes, auf der Höhe des beliebten Restaurants „Brasserie“ (der beste Brunch in der Stadt!), stand einst im 16. Jahrhundert ein zweites Stralsunder Rathaus, das dem Rathaus am Alten Markt sogar ähnlich war. Bei der Belagerung durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1678 wurden das Rathaus und auch alle anderen Gebäude am Neuen Markt leider zerstört. Anschließend wurde es als Materialhaus durch die Schweden neu errichtet.

Nach dem Übergang Stralsunds vom Königreich Schweden zum Königreich Preußen wurde das Gebäude zunächst als Zeughaus weiter genutzt, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber abgerissen.

Heute sitzt man dort gerne vor den Lokalen „Brasserie“ oder „Osteria“ und genießt den Ausblick.

Dieser soll sich jedoch bald verändern: seit ein paar Jahren gibt es Pläne, den Neuen Markt umzugestalten. Über die Visionen und die Nutzung sind intensive Diskussionen entbrannt, doch der aktuelle Entwurf sieht vor, dass statt des großen Parkplatzes, der momentan das Bild des Neuen Marktes bestimmt, eine Grünfläche entstehen soll – mit einem Springbrunnen und zahlreichen Bänken als  Erholungsmöglichkeiten. Weiterhin soll hier der beliebte Wochenmarkt am Dienstag und Freitag stattfinden – bei dem übrigens auch polnische Spezialitäten angeboten werden.

Paulina SCHULZ

* Autorin, Literaturübersetzerin, Stralsunderin

Von dem Turm bietet sich ein wunderbarer Blick über ganz Stralsund.

Foto: Bogdan TWARDOCHLEB

 

 

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