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Das Problem sind die Deutschen!

Data publikacji: 27 września 2018 r. 12:31
Ostatnia aktualizacja: 27 września 2018 r. 12:31

In der Debatte um die deutsch-polnischen Beziehungen wird gern die aktuelle polnische Politik verantwortlich gemacht, wenn es mal wieder nicht läuft zwischen Deutschen und Polen. Liegt hier wirklich die Ursache?

Die deutsche Sängerin Namika sang mit „Je ne parle pas français” den Sommerhit in Deutschland. Begleitet wurde sie in diesem deutsch-französischen Stück vom französischen Rapper Black M. Ein Lied in Deutsch und Französisch, ganz selbstverständlich. Wäre ein Sommerhit gesungen in Polnisch und Deutsch vorstellbar? Ich glaube nicht. Im Sommer, während Namika die Selbstverständlichkeit der deutsch-französischen Beziehungen besingt, erschien die neue Auflage des Deutsch-Polnischen Barometers. In diesem werden Deutsche und Polen befragt, was sie von einander halten. Dabei fiel dieses Jahr eine Zahl ins Auge: 56 Prozent der befragten Polen, aber nur 29 Prozent der befragten Deutschen empfinden Sympathie gegenüber den Menschen aus dem Nachbarland. 23 Prozent der Deutschen empfinden sogar Abneigung gegenüber den Polen, aber nur 11 Prozent der Polen gegenüber den Deutschen.

Will man tiefer  blicken, und fragt, nach der Akzeptanz von Polen in Deutschland, dann muss man leider das Deutsch-Polnische Barometer von 2016 zu Rate ziehen. Demnach akzeptieren 76 Prozent der Deutschen Polen als Arbeitskollegen, allerdings als Vorgesetzte nur noch 48 Prozent. Die Akzeptanz von Polen in Deutschland wird seit 2000 untersucht. Dabei zeigt sich, dass bereits vor 10 Jahren in einigen Bereichen ein Trendwechsel hin zum Negativen stattgefunden hat. Beachtenswert ist, dass die Deutschen insbesondere in den letzten Jahren weniger offen für persönliche Kontakte sind. So akzeptierten im Jahre 2000 54 Prozent der Deutschen Polen als Freunde, 2006 waren es 73 Prozent, 2008 immerhin noch 64 Prozent, 2013 noch 57 Prozent. 

Vor zwei Jahren akzeptierten nur noch 56 Prozent der Deutschen die Polen in der Rolle des Freundes.

Die Akzeptanz als Nachbarn bzw. als Einwohner – entscheidend für ein friedliches Zusammenleben gerade in der deutsch-polnischen Grenzregion – hält sich bei stabilen 77 bzw. 74 Prozent. Die Zahl zeigt aber, dass ein Viertel der Menschen in Deutschland, Menschen aus Polen nicht in ihrer Nachbarschaft oder Gemeinde akzeptieren möchten. In den Fokus werden diese Zahlen nicht gerückt, eher die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen. Und schnell wird die Ursache darin gesehen, wenn es mal nicht läuft in der Zusammenarbeit. Liegt aber die Ursache nicht eher in dieser Asymmetrie, und dies nicht nur bei der gegenseitigen Sympathie. Den Anderen mögen ist zwar schön, aber wichtig wäre erstmal die Akzeptanz des Anderen, um ihn irgendwann mal nicht als Anderen zu empfinden. Liegt vielleicht nicht hier eher die Ursache? Also darin das jeder vierte Deutsche die Polen nicht in ihrer Nähe aushalten kann und Abneigung empfindet?

Wenn man sich umschaut gibt es in inzwischen in Deutschland zahlreiche kulturelle, sprachliche und gesellschaftliche Veranstaltungen, die sich Polen widmen. Das Interesse an Polen wächst offenbar, die Kenner und Experten über Polen in Deutschland werden mehr, doch die Abneigung gegenüber Polen bleibt konstant. Vielleicht sollten die Engagierten für deutsch-polnische Beziehungen mal auf die schauen, die Abneigung empfinden, statt sich im gutbürgerlichen Milieu selbst zu bestätigen. Wie wäre es mal mit Angeboten, die die bisher Nichterreichten erreichen.  Klar, diese Menschen sind schwerer zu erreichen. Vielleicht sind sie frustriert, wollen keine Veränderungen und erst recht nicht in der eigenen Nachbarschaft. Aber wäre das nicht eine lohnenswerte Aufgabe?

Wenn ich mich genauer mit Namika und Black M. beschäftige, dann fällt nicht nur die Selbstverständlichkeit gegenseitiger Beziehungen in Europa auf, sondern auch, dass die deutsch-französischen Beziehungen scheinbar eine postmigrantische Ebene erreicht haben. Schaut man sich dagegen in den deutsch-polnischen Begegnungen um, sind sie noch immer meistens sehr deutsch und polnisch. Migraten kommen dort höchstens vor als Polen, die in Deutschland leben und häufig der Motor der gegenseitigen Beziehungen sind. Daher mein zweites Plädoyer: Die deutsch-polnischen Beziehungen müssen sich öffnen. 19,3 Millionen Menschen haben in Deutschland inzwischen einen Migrationshintergrund. Diese Menschen kommen kaum mit dem Nachbarland Polen in Berührung, wenn sie selbst nicht aus Polen sind. Wenn man sich aber in Deutschland umsieht, auf Veranstaltungen und Kongressen über Polen, sieht man sie nicht.

Ohne eine Öffnung der deutsch-polnisch Engagierten und die Einbeziehung der Menschen mit Desinteresse und Abneigung gegenüber Polen, und ohne Öffnung  gegenüber der gesellschaftlichen postmigrantischen Realität, wird es nachhaltig auch keine besseren deutsch-polnischen Beziehungen geben – unabhängig von einzelnen Regierungen in Polen und Deutschland. Denn die Menschen prägen das Klima, in denen Regierungen arbeiten. Und dann werden eines Tages auch mal Zwei Drittel der Menschen in Deutschland das Nachbarland Polen sympathisch finden, wie jetzt schon Frankreich, und es wird vielleicht auch mal einen deutsch-polnischen Sommerhit geben!

Niels GATZKE

Leiter des Projektes „perspektywa – Vom Grenzraum zum Begegnungsraum” der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) Mecklenburg-Vorpommern e. V. in Löcknitz, ehrenamtlich im Vorstand der Deutsch-Polnischen Gesellschaft (DPG) Vorpommern e. V. engagiert.

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Komentarze

Anonym
2024-12-08 04:58:49
Es ist auch sehr herausfordernd, Menschen zu akzeptieren, die keine Rücksicht auf Andersartigkeit nehmen wollen. Ich sag mal so: wenn man bei einer Unterhaltung die Hände in den Taschen hält wird dies als unhöflich empfunden. Aber sich in einem fast leeren Flughafen Nachts neben einen schlafenden Menschen zu stellen und sich laut zu unterhalten, ist in Ordnung. Da ist auf jeden Fall Luft nach oben in der sozialen Kompetenz.

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