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Ein zeitgemäßer Schritt in die Zukunft

Data publikacji: 29 sierpnia 2019 r. 13:24
Ostatnia aktualizacja: 04 września 2019 r. 02:55
Ein zeitgemäßer Schritt in die Zukunft
Patrick Dahlemann, Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern (Schwerin), und Thomas Kralinski, Brandenburgs Staatssekretär für Internationale Beziehungen (Potsdam) haben die Vereinbarung unterschrieben. Fot. Bogdan Twardochleb  

Das zeitgenössische soziale und wirtschaftliche Leben konzentriert sich in Metropolen, den Zentren großer Regionen. Ob Stettin, früher „Mutter der pommerschen Städte” als historisches Zentrum des an der Oder gelegenen Pommern, die grenzüberschreitende Metropole der nördlichen deutsch-polnischen Grenzregion werden kann?

Die Entwicklung Stettins ist auch durch die grenznahe Lage bedingt. Während die Verbindungen der Stadt zu den sie umgebenden Gebieten auf der polnischen Seite der Grenze offensichtlich sind, gilt das für die deutschen Zentren erst mal nicht. Die Grenze ist ja nicht nur ein Strich auf der Landkarte, auch wenn sie im Rahmen des Schengen-Abkommens leicht zu überqueren ist, sondern auch eine Grenze, die Kulturen, Sprachen, Rechts- und Verwaltungssysteme, traditionelle Sitten, Gebräuche und Mentalitäten trennt. Dabei handelt es sich um Barrieren, die nicht leicht zu überwinden sind und die nicht verschwinden.

Wenn man andererseits sieht, wie viele Menschen in der Umgebung von Stettin täglich die Grenze überqueren, wird klar, dass es notwendig und möglich ist sie zu überwinden.

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Über Stettin als grenzüberschreitende Metropole wird bereits seit dem Fall des Eisernen Vorhangs gesprochen, als die Stadt sich als Gemeinschaft schnell auch nach Westen öffnete und die Regionen auf beiden Seiten der Grenze sich jeweils der anderen gegenüber genau so verhielten. Zu diesem Thema sind so viele Artikel veröffentlicht worden, dass es unmöglich war sie nicht zur Kenntnis zu nehmen. Es ist wirklich nicht notwendig sich damit immer wieder zu beschäftigen, denn heute gibt es neue Impulse, die dazu ermutigen sich mit der Zukunft zu beschäftigen.

Wer sich trotzdem mit der jüngeren Vergangenheit beschäftigen will, dem stehen Bibliotheken zur Verfügung, die man zumindest dann benutzen könnte, wenn man sich öffentlich äußern will.

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Im März dieses Jahres veröffentlichten die Landesregierungen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns ein ausführliches Dokument zur Zusammenarbeit beider Länder. Darüber wurde sowohl in der Beilage „Über die Grenze” informiert, als auch in der deutschen Presse und in der Gazeta Wyborcza in Polen. In dem Dokument wird die Zusammenarbeit mit Polen, Stettin und der grenzüberschreitenden Stettiner Metropolregion betont. Das war schließlich nichts Neues. (Bekanntlich steht die Zusammenarbeit mit Polen in Brandenburg sogar in der Verfassung.) Die Regierungen beider Länder bestätigten in diesem Dokument noch einmal die schon seit langem formulierte These, dass ein dynamisches Zentrum wie Stettin eine Chance zur Belebung der deutschen Grenzregion bietet. Um die Beziehungen mit Stettin weiter zu entwickeln wurde in Anklam (Vorpommern) eine Geschäftsstelle als wichtiger Anlaufpunkt für Kontakte mit der grenzüberschreitenden Stettiner Metropolregion eingerichtet.

Die Gründung dieser Geschäftsstelle ist nicht die erste deutsche Initiative, die sich mit Stettin befasst und die Idee der grenzüberschreitenden Metropolregion verfolgt. Anfang August haben Vertreter der Landesregierungen von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im Büro der Kommunalgemeinschaft Pomerania in Löcknitz eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben: Patrick Dahlemann, Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern, und Thomas Kralinski, Brandenburgs Staatssekretär für Internationale Beziehungen. Beide Staatssekretäre sind in Stettin wohl bekannt, sowohl in den Ämtern der Wojewodschaft als auch im Marschallamt. Patrick Dahlemann sagt oft, er sei ein Fan von Stettin. In Löcknitz schlug er u.a. vor, Ausflüge nach Stettin und insbesondere in das Dialogzentrum „Umbrüche”, das die Nachkriegsgeschichte Stettins behandelt, in den Schulprogrammen von Vorpommern zu verankern.

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In der Geschäftsstelle in Anklam sind zwei Personen beschäftigt. Eine davon ist Kamila Steinka, sie ist in Stettin geboren, kommt aus Police und ist Absolventin eines Studiums der Verwaltungs-, Finanz- und Rechtswissenschaft. Dort sollen diejenigen unterstützt werden, die an einer Zusammenarbeit im Rahmen der immer noch nur theoretisch existierenden, grenzüberschreitenden Stettiner Metropolregion in den Bereichen von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft interessiert sind. Zu den wichtigsten Aufgaben des Büros zählt die Unterstützung des Polnischunterrichts in den Bildungsinstitutionen der deutschen Grenzregion, als Effekt eines EU-Projekts, für das der Stadt Stettin kürzlich ein Preis verliehen wurde.

Das Büro in Anklam versteht sich als Geschäftsstelle, die bei der Lösung gegenwärtiger Probleme helfen und Stettin und die grenzüberschreitende Metropolregion unterstützen soll. Thomas Kralinski betonte in Löcknitz, dieses Projekt könnte in 20-30 Jahren verwirklicht sein. Könnte, wohlgemerkt.

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In Stettin stößt die Idee der grenzüberschreitenden Metropolregion immer noch auf Vorbehalte, obwohl nicht wenige Personen sie unterstützen. Kürzlich wurden in einer sogar landesweiten Diskussion über dieses Thema die alt bekannten Befürchtungen einer Dominierung des polnischen Stettin durch die Deutschen aus der Grenzregion erneut vorgebracht. Sie entwickelte sich als Reaktion auf einen kleineren Artikel in einer der deutschen Regionalzeitungen, der eher nicht gelesen, sondern zum Anlass genommen wurde. Dabei reicht es doch, die Zahlen der Stettiner Agglomeration (750.000) mit denen der deutschen Regionen zu konfrontieren, aus denen sich nur ein Teil mit Stettin verbinden will (nämlich Vorpommern – 460.000, und der Landkreis Uckermark – 125.000) um sich die Absurdität dieser Befürchtungen vor Augen zu halten.

In den kleineren Zentren der polnischen Grenzregion existieren solche Befürchtungen nicht. Als Beispiele können die sogenannten Doppelstädte Słubice-Frankfurt, Guben-Gubin und Zgorzelec-Görlitz dienen, die seit Jahren gut funktionieren. Gerade hat Słubice bekannt gegeben, dass Słubice und Frankfurt (Oder) sich gemeinsam als „Europäische Kulturhauptstadt” bewerben wollen, ebenso wie das schon Zittau mit seinen polnischen, tschechischen und deutschen Nachbarstädten getan hat.

Dass sich das zeitgenössische soziale und wirtschaftliche Leben in Metropolen konzentriert ist eine Tatsache. Ob Stettin zur grenzüberschreitenden Metropole der nördlichen deutsch-polnischen Grenzregion wird? Eine solche Chance besteht tatsächlich, Ängste werden diese Entwicklung nicht beschleunigen. Die Vereinbarung zweier Länder und das Büro in Anklam sind nicht mehr und nicht weniger als ein Kooperationsangebot zur Schaffung einer Metropolregion, schließlich werden alle entscheidenden Beschlüsse vor allem in Warschau getroffen.

Zur Wiederholung: Die Entwicklung Stettins hängt auf jeden Fall mit seiner grenznahen Lage zusammen – und die Entwicklung der kleinen grenznahen Zentren mit ihren Beziehungen zu Stettin. Die damit verbundenen Chancen kann man aufgreifen oder vergeuden.

Bogdan TWARDOCHLEB

• Patrick Dahlemann, Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern (Schwerin), und Thomas Kralinski, Brandenburgs Staatssekretär für Internationale Beziehungen (Potsdam) haben die Vereinbarung unterschrieben.

Aus dem Polnischen von Ruth HENNING

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