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Wege aus dem Konflikt

Data publikacji: 26 lipca 2018 r. 09:33
Ostatnia aktualizacja: 27 lipca 2018 r. 11:22
Wege aus dem Konflikt
Anna Wiącek und Artur Kopka, Mitarbeiter des Deutsch-Polnischen Mediationszentrums am Collegium Polonicum in Słubice. Foto: Monika STEFANEK  

Mehr Kontakte zwischen Polen und Deutschen, ob nun privat oder beruflich, bringen auch mehr Konflikte mit sich. Um sie zu lösen, kann eine Mediation hilfreich sein. Unterstützung bietet das Deutsch-Polnische Mediationszentrum an, das sich am Collegium Polonicum in Słubice angesiedelt hat.

Artur Kopka und Anna Wiącek von der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań arbeiten seit Jahren am Bezirksgericht in Wrocław als Mediatoren und ihnen war aufgefallen, dass sich Streitigkeiten mit grenzübergreifender Konfliktlage häufen. So reifte die Idee für ein deutsch-polnisches Mediationszentrum in Słubice. Ein Streit muss ja nicht immer vor Gericht enden, dachten sich die Gründer.

„Bei grenzübergreifenden Mediationen kann das kein gewöhnlicher Mediator machen, der nur die Sprache einer Konfliktpartei spricht”, sagt Leiter Artur Kopka. Die Kenntnis des kulturellen Hintergrundes ist notwendig, weil genau dessen Unkenntnis häufig Quelle von Konflikten ist. Und dieses Wissen hilft oder ermöglicht sogar, einen Weg zur Lösung des Streits zu finden.

Konflikte zwischen Polen und Deutschen können in jedem Lebensbereich vorkommen. Besonders emotional geht es zu bei Konflikten zwischen Partnern oder Eheleuten, in denen die Kinder zur Trumpfkarte werden. Wenn sich die Eltern trennen, kommt es oft zu einem rücksichtslosen Kampf um das Sorgerecht. Das in Berlin ansässige Internationale Mediationszentrum für Familienkonflikte und Kindesentführung, kurz MiKK, bearbeitete 2017 sechzehn Fälle mit deutsch-polnischem Hintergrund. Davon ging es in sieben Fällen um familiäre Entführungen, bei denen das Kind ohne Einverständnis des anderen Elternteils nach Polen oder Deutschland gebracht wurde, um so den Kontakt zu Vater oder Mutter einzuschränken oder unmöglich zu machen.

Genau in solchen Angelegenheiten will das Deutsch-Polnische Mediationszentrum sich besonders engagieren und mit dem MiKK zusammenarbeiten. Anna Wiącek sagt, wenn es zu familiären Entführungen komme, müsse schnell gehandelt werden, denn die Zeit, in der das Kind entführt ist, schadet ihm. Gerichtsverfahren können sich Jahre hinziehen.

„Der Mediator ist der Anwalt des Kindes, das den Konflikt der Erwachsenen nicht versteht”, sagt Wiącek. Wir, die Mediatoren, schauen auf die Sache mit Distanz, deswegen ist es uns einfacher einen Weg zur Verständigung vorzuschlagen. Wichtig ist dabei, dass die im Rahmen einer Mediation geschlossene Vereinbarung vom Gericht anerkannt werden kann. Sie ist dann genauso bindend wie ein Gerichtsurteil.

Ein weiteres Feld, auf dem es zu Familienstreitigkeiten kommt: die Rollenverteilung in einer Beziehung. Die Gesellschaft in Polen ist nach wie vor konservativ, die in Deutschland liberaler. „Die Rolle der Familie und wie die Kontakte zu ihr aussehen, kann auf die Beziehung der Partner Einfluss haben, sagt Kopka. „In Polen spielen die Familien der Eheleute meistens eine bedeutende Rolle in ihrem Leben, während in Deutschland die Kontakte mit den Eltern sich schneller abschwächen und nicht eine so große Bedeutung haben.

Mediationen bewähren sich auch bei Konflikten im geschäftlichen Bereich. Auch wenn Polen und Deutsche in vielerlei Hinsicht ähnlich ticken, gibt es doch viele Eigenheiten und Gewohnheiten, die Missverständnisse hervorrufen können. „Sei es der Umgang mit Arbeitszeit und Pünktlichkeit oder damit, wie lange man eine Sache oder eine konkrete Arbeit ausführen soll”, erklärt Kopka.

Nicht viele Mediatoren kennen beide Sprachen auf dem gleichen Niveau und bewegen sich problemlos in den kulturellen Kontexten beider Länder. Deswegen plant das Deutsch-Polnische Mediationszentrum Schulungen und Workshops für Personen, die sich künftig mit der Lösung grenzübergreifender Konflikte befassen wollen. Die erste Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen, war im Juni eine Konferenz im Collegium Polonicum, die sich um Mediation als Methode in binationalen Streitfällen drehte. Es gab auch einen offenen Vortrag für die Bewohner der Grenzregion.

Monika STEFANEK

Anna Wiącek und Artur Kopka, Mitarbeiter des Deutsch-Polnischen Mediationszentrums am Collegium Polonicum in Słubice. 

Foto: Monika STEFANEK

Aus dem Polnischen von Nancy WALDMANN

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