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Klein, aber oho

Data publikacji: 30 maja 2018 r. 15:30
Ostatnia aktualizacja: 28 czerwca 2018 r. 11:44
Klein, aber oho
 

Selten, winzig und perspektivlos – Adjektive, die die zierlichen Orchideenfächer stets begleiten. An Universitäten charakterisiert sie eine geringe Anzahl an Studenten. Betritt Professor Kessler dienstags den kleinen Seminarraum in der Domstraße 9, dann hat er es selten mit mehr als drei Studierenden zu tun. Greifswald ist die Heimat des Instituts für Baltistik.

Diese gibt es in dieser Form in ganz Deutschland nur einmal. Wer Einblicke in die Besonderheiten der Linguistik, Literatur und Kultur der baltischen Länder gewinnen möchte, ist hier genau richtig. Der Spracherwerb (Lettisch, Litauisch) gehört natürlich dazu. Die EU-Osterweiterung brachte dem Fach um 2005 einen kleinen Aufwind. Aktuell stagniert die Zahl der Studierenden bei 20. Die Zahl der Lehrenden und Mitarbeiter beläuft sich auf fünf Stellen, davon eine Professur. Die bundesweiten Kürzungen im Bildungsbereich gingen nicht spurlos am kleinen Institut vorbei, dennoch konnte die Qualität der Lehre so erhalten werden, wie sie seit der Gründung des Instituts im Jahr 1997 besteht.

Wenige Studenten bedeutet mehr Individualisierung. Im Gegensatz zu Massenfächern wie z.B. Geschichte haben Studierende der Baltistik an ihrem Institut mehr Mitspracherecht. Das heißt, dass das übliche Format der Seminare, das die Studierenden häufig demotiviert, hier gar nicht auftritt! Nach dem Verteilen der Referate durch den Lehrbeauftragten herrscht oft Langeweile.

Das ist bei Orchideenfächern anders! Ein Seminar in der Baltistik heißt z.B. „Freies Thema”. Die Studierenden können sich hier unter hervorragender Betreuung selbst einbringen, ihre Schwerpunkte selbst festlegen und kreativ ausleben.

Wer Altpreußisch lernen will, der kann das hier tun. Es gibt praktisch keinen zweiten Ort in Deutschland dafür.

Der Unterricht ist motivierend, und die sehr intensive Vermittlung von Fertigkeiten bringt den Studierenden wertvolle Erfahrungen für die Arbeitswelt.

Perspektivlosigkeit – das ist das alte Vorurteil, das Professor Kessler sehr gut kennt. Eine kluge Fach-Kombination bietet den Studierenden allerdings eine aussichtsreiche, berufliche Chance. Tourismusgeographie, Jura und Wirtschaftswissenschaften sind dabei die „Klassiker”. Ebenso ist die Kombination mit „Deutsch als Fremdsprache” eine kluge Entscheidung.

Wer Übersetzter werden möchte, kann das tun, aber es gibt noch weitere berufliche Möglichkeiten. Diese ergeben sich nicht selten in den Ländern selbst. Greifswalder Studenten zog es z.B. nach dem Studium in die baltischen Länder. Die Basis dafür bietet nicht nur die gute Ausbildung durch eine geringe Studentenzahl, sondern auch eine Vernetzung der Baltistik Greifswald mit den Universitäten in Vilnius, Riga, Klaipeda und Daugavpils und ebenso Behörden; denn die Studierenden müssen auch Praktika absolvieren. Dazu kommen noch weitere Sprach-Projekte am kleinen Institut, die sogar teilweise in Brüssel schon für Furore sorgten.

Hinter dem Fach verbirgt sich mehr, als man vermutet. Im Oktober feiert das Institut übrigens seinen 25. Geburtstag.

Michael FRITSCHE

Freier Journalist, Greifswald

Studierende des Instituts für Baltistik mit Professor Kessler

Foto: Michael FRITSCHE

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