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Fünf Minuten Grenzregion

Data publikacji: 26 kwietnia 2018 r. 14:25
Ostatnia aktualizacja: 28 czerwca 2018 r. 11:44
Fünf Minuten Grenzregion
 

Im Zug Berlin-Stettin. Hinter Bernau steigt ein älterer Herr mit etwas auffälligem Benehmen und Hang zum Pöbeln zu. Er setzt sich neben eine Gruppe junger schwarzer Männer, die sich leise in ihrer Sprache unterhalten. Der ältere Herr beginnt Affengeräusche in ihre Richtung zu machen. Die jungen Männer schauen zunächst irritiert, bleiben aber gelassen, schließlich lachen und affen sie einfach ein bißchen zurück. Der ältere Herr quatscht weiter laut Blödsinn. Angespannt starre ich in meinen Laptop, um meinen Vortrag vorzubereiten. Kurz vor Eberswalde begeben sich die Jungen zum Ausgang, ebenso der ältere Herr, der wieder Affengeräusche von sich gibt. Mir wird’s zu bunt: „Halten Sie jetzt einfach den Mund!”, sage ich zu ihm. Mein Sitznachbar zu mir: „Mensch, der ist behindert!” Die Jungen im Türbereich lachen verhalten, da tönt aus dem hinteren Waggonteil eine strenge preußische Altmännerstimme mit süddeutscher Färbung: „Jetzt aber mal Ruhe da! Manche Leute wollens schlafen oder arbeiten im Zug! Kann doch nicht wahr sein!” Stille. Zwei Polinnen pflichten dem Preußen bei, die eine kann deutsch und übersetzt, was ihre Freundin sagt: Das sei wirklich selten, dass sich jemand was zu sagen traue. Beflügelt von den beiden weiblichen Fans kommt der preußische Ordnungshüter richtig in Fahrt: „Ja, die Deutschen heutzutage: lassen sich alles gefallen in ihrem eigenen Land” – Als wären die jungen Männer die Störenfriede gewesen und nicht der zugestiegene deutsche Pöbler: – „Ja, die san halt lauter, schon von ihrer Kultur her, aber das muss man ja nicht hinnehmen.” Wütend rufe ich nach hinten: „Ruhe! Einige Leute hier müssen arbeiten!” Der Preuße beschwichtigt, drosselt aber kaum seine Lautstärke. Er erklärt den Polinnen die gesellschaftlichen Zustände, durch das Zugrauschen zu mir durch dringt immer nur die Silbe: Deutsch deutsch deitsch. Wie eine kaputte Schallplatte aus der Kaiserzeit, als „Deutschland seinen Platz an der Sonne haben wollte” und sich auch ein paar Kolonien in Afrika zulegte und deren Bewohner in einer großen Ausstellung im Treptower Park in Berlin ausstellte. In Szczecin am Bahnsteig liegen sich die zwei Polinnen mit dem strähnigen Teutonen im Arm, trunken vor Brüderschaft gegen die schwarzen Männer.

Nancy Waldmann

Fot. Robert Stachnik

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